Lokales Michelstadt. Freitag, Von Sabine Richter. Jetzt teilen:. Aber es gibt auch Menschen, die davon sehr fasziniert sind und unbedingt dazugehören möchten — obwohl sie weder Jagd- noch Waffenschein besitzen und keine Hunde führen dürfen, da sie sich der Tierquälerei schuldig gemacht haben.
Auch dort tauchte der verheiratete Vater eines erst neunjährigen Mädchens und zweier erwachsener Söhne aus erster Ehe in grüner Jägerkleidung und Lederhose auf.
Das Urteil nahm er ohne erkennbare Regung zur Kenntnis. Das Revier gehört mehreren Holländern, während die Schützen sowie Hundeführer und Treiber aus verschiedenen Teilen der Bundesrepublik angereist waren. Auch der Angeklagte aus dem Odenwald trat als Halter zweier Jagdhunde auf und führte eine Langwaffe mit sich. Das Aufpflanzen einer Klinge dauere allerdings bis zu zwei Minuten. Bei einer polizeilichen Hausdurchsuchung im Frühsommer war das Gewehr jedoch verschwunden. Das galt auch für die Version vom Tod eines Rehs während der Treibjagd.
So erklärte der Odenwälder, er habe auf Anordnung einer jungen Schützin ein Reh nachgesucht, das diese angeschossen, aber nicht getötet hatte. Die junge Frau wurde nach der Jagd für ihr erstes erlegtes Schalenwild mit dessen Blut im Gesicht bemalt, wie es offenbar Sitte ist an der Mosel. Der Angeklagte fand den Kadaver. Dem Gericht verschwieg er aber, dass er bei einem weiteren erschossenen Reh beobachtet worden war. Zwei Zeugen, ein Treiber und ein professioneller Hundeführer, der 27 Jagdhunde für derartige Zwecke hält, sagten vor Gericht aus, dass bei diesem zweiten Reh ein Schuss gefallen sei, den nur der Odenwälder abgegeben haben konnte.
Von den beiden Männern direkt vor Ort mit der Frage konfrontiert, erklärte der Angeklagte zunächst, der Schuss sei von selbst losgegangen und hätte zufällig dieses Reh getroffen. Der Hundeführer wunderte sich durchaus und fragte ihn, wie er denn mit geladener, ungesicherter Waffe umherlaufen könne?
